Dienstag, 24. April 2012

Konzerte: TERRY HOAX im Easy-5-Club - Sa. 21.04.2012

So, ich hab's getan, ich war im Easy-5-Club! Anlass war das Konzert der Hannoveraner TERRY HOAX. Aber der Reihe nach...

Irgendwann letzten Monat tauchten die ersten Ankündigungen auf: TERRY HOAX live im Easy-5-Club Meppen. Ich, als unterm Stein Lebender, musste mich erst mal schlau machen, was und wo der Easy-5-Club überhaupt ist. Kurz gegoogelt, alles klar: das ehemalige "Pearl" bzw. "K3" in der Bahnhofstraße Meppen. Nach allem was ich rausfinden konnte, gab es rechtliche Probleme mit dem Namen "Pearl", folglich heißt das Ganze nun "Easy-5-Club" und erstreckt sich über die Bereiche der ehemaligen "Tröte", des ehemaligen "K3" und des ehemaligen "Szenario".

Die Meldung über ein Konzert in dem Laden kam aber eher überraschend, und aus dem Bekanntenkreis kam zu dem Laden auch schnell der Tenor (ich zitiere): "null komma nix los, sau kacke der laden!!!" Zumal ich bei Betrachtung der Homepage auch eher den Eindruck hatte, dass die Grundausrichtung eher auf "normales" Diskotheken/Zappelclub-Publikum abzielte. Ganz zu schweigen von den crazy Einlasskriterien, da musste ich beim Lesen doch sehr lachen und mit dem Kopf schütteln...

Es standen also schon vor dem Konzert einige Fragezeichen im Raum. Dazu kam noch: Auf welche Zielgruppe zielt das Konzert ab? Bzw.: Wer kennt noch TERRY HOAX? Mir waren die namentlich noch bekannt, stammten aus dem Hannoveraner Umfeld von FURY AND THE SLAUGHTERHOUSE und haben sich wohl kürzlich reformiert. Aber würden sich da die Meppener Kids für interessieren? Eher nicht... Ich tippte also eher auf ältere Semester im Publikum, zumal der Eintrittspreis mit 17,50 Euro (Abendkasse) auch recht happig war.

Ein kluger Schachzug war aber womöglich, dass die Veranstalter in der Woche vor dem Konzert kurzfristig TWEE-STAR als erste Vorband ergänzten, die eine Woche vorher bei ihrem Comeback-Auftritt eine echt gute Leistung im Meppener Jugendzentrum abgeliefert hatten (HIER nachzulesen) und selbst (zumindest Sänger Dennis) auch große Fans von TERRY HOAX sind.

Ich hatte mein Kommen vorab einigen Leuten zugesagt, aber es war echt schwer überhaupt Mitreisende zu finden. Von den meisten Leuten kamen vorab nur die bereits erwähnten Kommentare zu dem Laden. Letztendlich kamen aber Ziege und der Baron mit, coole Typen, aber beide machten allerdings auch dicke Backen, als ich sie über den Eintrittspreis aufklärte...

Vor Ort befürchtete ich anhand der schon erwähnten Einlasskriterien erst mal, gar nicht reinzukommen! Wie ein Damoklesschwert schwebten die Worte "keine schmutzigen Schuhe" und "keine Motorradbekleidung" über meinem Haupt! Vor meinem inneren Auge sah ich mich schon von Security-Kleiderschränken vermöbelt vorm MEP-Bauzaun liegen, als ich da in meinen gammeligen Chucks und mit Lederjacke eintraf. Auch von schlechten Karten für "stark alkoholisierte Personen" war die Rede, aber zu denen wollte ich mich erst beim Verlassen des Etablissements zählen... Ich hatte also schon fast Pipi in der Hose, hatte extra eine heile Jeans angezogen und sämtliche Bewaffnung die ich sonst mit mir rumtrage zu Hause gelassen ... und was war ... NIX! Eintritt bezahlt, Stempel bekommen, kein Security-Mensch weit und breit! Für 17,50 Euro hätte ich wenigstens erwartet einmal so richtig ordentlich und mit Hingabe abgetastet zu werden... Nix da! Aber die erste Hürde war genommen!

TWEE-STAR live im Easy-5-Club. Pic by brutaler Roadie! ;)

Die zweite Hürde war die Treppe nach oben, die schaffte ich so grade... Wir drei Gescheiten also die Treppe hoch und in dem Moment fingen TWEE-STAR auch gerade an zu spielen. Kurzer Exkurs zum Thema Treppen: Der Laden ist voll davon! Fast immer wenn man irgendwo hin wollte, musste man eine Treppe hoch oder runter! Ich war wirklich froh, dass ich nicht im Rollstuhl saß, Barrierefreiheit war nicht so wirklich gegeben... Allerdings habe ich allein durch Treppensteigen im Easy-5-Club bestimmt mehr Kalorien verloren, als ich durch Biertrinken zu mir nehmen konnte.

Wo war ich? Ach ja, TWEE-STAR fingen an! Ein Blick in die Runde ... oh oh ... meine Befürchtungen bzgl. schlechter Publikumsresonanz bestätigten sich. Geschätzte 20/30 Leute sammelten sich um die Theke... Meterweit Platz vor der Bühne, bis auf den zwielichtigen Roadie von TWEE-STAR, der einen Stehtisch besetzt hielt.. Brutaler Typ! ;) Ich stand dann auch ziemlich fix in der ersten Reihe, was an dem Abend so ca. 4 Meter vor und 3,50 Meter rechts der Bühne war, haha...

Na ja, die Band machte jedenfalls das Beste draus. Solider Auftritt, für das fehlende Publikum konnten sie nix, alles ordentlich über die Bühne gebracht. Auch die zweite Band FIBRE machte es den Umständen entsprechend gut. Ganz junge Burschen im Industriekaufmann-Look, die mit TERRY HOAX auf Tour waren. Musikalisch aber nicht unbedingt meine Tasse Tee, sehr radiokompatibler Gitarrenpoprock, etwas zu glatt und auch hier traf ich desöfteren auf den ominösen "offene-HiHat-Beat", den HURRICANE DEAN schon eine Woche zuvor im Meppener JuZ bis zum Erbrechen zelebriert hatten (HIER nachzulesen). Auch der Preis für die häufigste Ansagenschleife ging an FIBRE, denn der Sänger wünschte den Anwesenden mindestens ein Dutzend mal "Viel Spaß mit dem nächsten Song!" Aber: Keine Meckerei! Beide Vorbands machten ihre Sache den Umständen entsprechend gut!


So, dann kam die Hauptband! Und da war ich wirklich gespannt, wie die mit den enttäuschenden Besucherzahlen umgehen würden! Ich hab in Meppen ja schon die durchschnittlichsten Schülercombos auf albernste Weise rummotzen sehen, als die mal vor nur 15-20 Leuten ran mussten. Wie würde also so ein Kaliber wie TERRY HOAX reagieren?

Um's vorweg zu sagen: Es war ein richtig guter Auftritt! Fünf Herren mittleren Alters betraten die Bühne, guckten sich die Umstände an und legten einfach los und spielten einen prima Auftritt. Wie weiter oben erwähnt: Ich kannte TERRY HOAX auch eher nur noch dem Namen nach, aber als die dann spielten kamen mir einige Songs doch ziemlich bekannt vor. In den 90ern hatte die Band ein paar Hits gelandet und außerdem mit einer Rock-Coverversion von DEPECHE MODE ("Policy Of Truth", wurde auch an diesem Abend gespielt) einige Bekanntheit erlangt.

Als es losging war auch zu merken, dass unter den spärlichen Anwesenden einige echte Fans waren, die fast alle Songs mitsingen konnten. Auch der obligatorische "mitreisende Fan" war dabei, in diesem Fall eine kleine Dame, die am Rand der Tanzfläche zu jedem Song mitging wie ein Flummiball. Sänger Olli Perau würdigte das alles in seinen Ansagen, durch die er sowieso die Stimmung immer hoch hielt. Ich denke mal bei jemandem wie Perau (wie auch dem Rest der Band) spielt da auch ein hohes Maß an Professionalität eine Rolle, aber er kam einfach wie ein echter Entertainer-Sympathiebolzen rüber. Mal davon abgesehen, dass der Mann ein wirklich guter Sänger ist.

In Sachen Publikumsinteraktion hätte ich mich übrigens fast eingenässt, als Perau in einer Ansage den neben mir stehenden Baron mit "Ey, irgendwoher kenn ich dich!" ansprach, was dieser jedoch vehement abstritt. Später bekam der Baron von der Bühne aus auch noch die Anweisung seine Jacke ausziehen, wollte er aber nicht! Interessant daran ist, dass der Baron zwar aus Meppen kommt aber schon seit geraumer Zeit in Hannover wohnt und arbeitet. Es wäre also theoretisch durchaus möglich, dass er und Olli Perau sich da tatsächlich mal über den Weg gelaufen sind, aber wir konnten bis zum Ende kein Licht in die Sache bringen. Aber wenigstens gut gelacht... :) Interessante Anekdote: Herr Perau machte uns irgendwann darauf aufmerksam, dass im Publikum nur 3 Frauen anwesend waren! Totale Männergesellschaft im Easy-5-Club!

TERRY HOAX live im Easy-5-Club. Pic by brutaler Roadie.

Der TERRY HOAX Auftritt war also wie gesagt sehr gut! Ich fühlte mich gut unterhalten und die Band spielte locker 80-90 Minuten und war sich auch für 2-3 Zugaben nicht zu schade. Irgendwie hatte ich vorher spitz gekriegt, dass einer der beiden Gitarristen wohl auch bei der alten refomierten Hannoveraner Punkband BLUT + EISEN spielt. Nach dem Auftritt hatte ich mich aber mit 1-2 anderen Leuten festgequatscht, so dass ich da leider nicht mehr investigativ tätig werden konnte, schade...

Tja, wie soll ich den Abend bewerten?!? Die Bands waren gut, keine Frage. Die Publikumsresonanz war enttäuschend, keine Frage. Woran lag's? Abschließend beantworten kann und will ich das hier natürlich nicht, ich hatte ja direkt auch gar nichts mit dem Konzert zu tun, sondern war nur als Gast da. So einige Punkte/Fragen die mir das in den Sinn kommen wären aber:
  • Im Osnabrücker Rosenhof ziehen TERRY HOAX um die 300-400 Zuschauer. Warum in Meppen so extrem wenige? Ignoranz der Landeier?
  • War der Eintrittspreis zu hoch? Keine Ahnung, ich kenne die Gagenforderungen von TERRY HOAX nicht. Allerdings ordne ich die relativ hoch ein, insofern war es für den Veranstalter wahrscheinlich angemessen. Zielgruppe war wohl eher arbeitendes Volk, Altersklasse: Ende 20 bis Mitte 40. Die meisten potentiellen Gäste lagen vermutlich zu Hause vor der Glotze...
  • Sonstiges: Die Getränkepreise lagen generell ca. 50 Cent über den "üblichen Preisen" in Meppen (eine Flasche Beck's z. B. 2,50 Euro). Bedienung war allerdings prompt, was aber auch vielleicht nicht verwunderlich war, es waren ja auch nicht allzu viele Gäste da, näch... ;)
  • Toiletten auch sehr sauber, aber kein Dan-Dryer-Handföhn...

Traute Zweisamkeit vor'm MEP-Bauzaun: Olli Perau (TERRY HOAX) und Dennis (TWEE-STAR). Pic by brutaler Roadie.
Ein Grundproblem war womöglich die Location selbst. Aber auch hier kann ich nur spekulieren. Wie schon erwähnt, hab ich im Vorfeld nichts Positives über den Easy-5-Club gehört. Jetzt war ich selbst da und kann eigentlich nichst Schlechtes über den Laden sagen. Aber halt auch nichts richtig Gutes. Es ist etwas teurer als der Rest von Meppen. Auch der Sound/die Akustik im Konzertraum (das ehemalige "K3") ist eher dürftig. Und generell kam mir ein Rockkonzert in dem Laden etwas exotisch vor. Auch im "K3" ging ja damals so gut wie gar nichts, wenn ich mich richtig erinnere... Aber das sind wohl schon die kleinen Unterschiede, die für die Masse der Leute ausschlaggebend sind, lieber in die altbekannten Läden zu gehen...

Beim Easy-5-Club kann ich auch noch nicht deuten, wofür der Laden steht, wo er hin will, welche Leute da angesprochen werden sollen. Ein Kumpel legte die "Reviere" in Meppen letztens mal ganz anschaulich dar:
  • Rockpalast = Alternative, Rock, Punk, Metal, Auffangbecken für Leute die "anders" sein wollen. Viel Abiturientenpublikum, wegen Abifeten.
  • Night/Jersey = Feierwütige, Normalsterbliche, im Volksmund gerne auch "Klein-Haren" genannt... ;)
  • Penthaus: Exklusiveres Club-Publikum, auch viele exklusive Sachen, z. B. DJ-Sets für die auch Publikum von auswärts anreist
  • Havana = irgendwie die Schnittmenge aus Rockpalast und "Kleinharen"
  • Alte Wäscherei = Richtung Night/Jersey, aber eher Ü30-Publikum
Tja, wo lässt sich da der Easy-5-Club einordnen??? Allein von der Internetpräsenz her wählte der schon erwähnte Kumpel kürzlich das Wort "Pseudogroßstadtdiskothek"... Mir kommt es so vor, als ob die Grundausrichtung leicht zu so einem Zwischending zwischen Night/Jersey und Penthaus tendiert. Allerdings kommt man wohl derzeit nicht an die anderen (etablierten) Läden ran...

Ausgehend von dieser Zielausrichtungs-Vermutung, zähle ich mich mal von vornherein nicht zum gewünschten Standard-Publikum des Clubs. Für "Rock-Publikum" ist laut Easy-5-Homepage auch kein "Area" im Club vorgesehen. Da ist und bleibt George mit seinem Rockpalast in Meppen Platzhirsch. Wobei ich in dem Rock-Bereich eigentlich Potential sehe, da der Rockpalast seit Jahren immer die gleiche Standard-Schiene fährt und ehrlich gesagt mehr von der Reputation lebt, als von irgendetwas anderem.

Konzerte sind im Rockpalast immer schwierig (fehlende PA muss angemietet werden, Bühnenauf-/abbau etc.) und solche Chancen wie "Themen-Nächte" werden auch vom Rockpalast seit jeher nicht wahrgenommen. Obwohl ich in Meppen und Umgebung von vielen Leuten aus entsprechenden "Szene-Subkulturen" schon öfters gehört hab, dass sich manch einer wirklich sowas wie eine regelmäßig stattfindende "Metal-Nacht" o. ä. wünschen würde. Ich geh stark davon aus, dass da großes Publikumspotential vorhanden wäre, wenn man das erstmal etabliert. Womöglich auch für so Sachen wie Gothic, wer weiß...

Ob man da dann nun Bands mit auf die Bühne stellt oder "nur" eine DJ-Nacht von macht wäre zu überlegen, aber ein Versuch wäre das vielleicht wert. Und auch wenn das erste Konzert im Easy-5-Club jetzt vielleicht aus Veranstaltersicht ein Misserfolg war, ist dort trotzdem ein Raum vorhanden, in dem in Meppen Konzerte machbar sind. Wenn man das anders aufzieht (z. B. Bandfestivals mit diversen Lokalbands oder sowas) bestünde ja evtl. die Möglichkeit da langsam was aufzubauen.

Momentan scheint mir der Easy-5-Club aber ziemlich konzeptlos in der Luft zu hängen. Ich hab ja auch gar keine Ahnung ob "Rock-Publikum" da überhaupt erwünscht ist, ich vermute eher nicht. Dementsprechend könnten meine Ideen aus dem vorherigen Absatz eh für die Katz sein... Nach dem Konzert hab ich jedenfalls nicht das dringende Bedürfnis den Laden noch mal aufzusuchen. Speziell nicht an einem "normalen" Abend, da ich da wohl sicher davon ausgehen kann, dass dort nicht meine Musik läuft und sich nicht der Schlag Menschen rumtreibt mit dem ich gerne rumhänge.

Wenn im Easy-5-Club aber in Zukunft mal wieder ein Konzertabend ansteht der mich anspricht, überleg ich's mir vielleicht noch mal...

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