Montag, 14. Oktober 2013

Konzerte: Yellowstone Fest Vol. I (ИO///Sé, NORA YEUX, HAVARII, ANDREW CREAM, TIGERYOUTH, LEIF MARCUSSEN) | 12.10.2013 | JuZ "Jam", Meppen

Am 12.10. war's also soweit, Jogi haute mal wieder so richtig einen raus: Das "Yellowstone Fest - Ein Abend mit Freunden Vol. I"! Das Lustige an der Konzertplanung war im Vorfeld, dass das Line-Up immer größer wurde. Von (ich glaube) ursprünglich drei Bands/Solokünstlern blähte sich das ganze plötzlich zu doppelt so vielen Acts auf. Also schon so eine Art Minifestival. KÄFER K waren ursprünglich auch vorgesehen, fielen dann aber leider aus (Micha hab ich trotzdem an der Theke gesichtet, schönen Gruß noch mal), so dass noch ein äußerst seltener Fall eintrat: Ich schlug Jogi eine Band vor und er hat sie dann gebucht! Um genau zu sein waren das ИO///Sé aus Kalifornien/USA, die gerade auf Tour waren und an dem Tag noch keinen Auftrittsort hatten! Sehr amüsant: Jogi und ich kennen uns seit Jahren, haben schon damals mit der mycourts-Konzertgruppe intensiv zusammengearbeitet ... aber das wir uns mal bei einer Band musikalisch so einig sind kommt echt nur alle Jubeljahre vor, haha... Dementsprechend ist das schon einen Eintrag in die Meppener Musikgeschichtsbücher wert!


In den Tagen vorher war aber ja auch schon einiges los, daher noch mal ein kleiner Exkurs dazu: Den großen Wirbel machte natürlich das geplante Rechtsrock-Konzert in Groß Berßen. Wie es so im Nachhinein aussieht (ich beziehe mich jetzt mal auf einen der letzten Artikel der MT) war die Faschoveranstaltung mit 60 bis 80 Personen doch stärker besucht als gedacht. Ob ein Konzert stattfand weiß auch die Polizei nicht, was mich persönlich etwas verwundert. Denn mit Michael "Lunikoff" Regener sollte offensichtlich zumindest ein Musiker dort auftreten (und war offensichtlich auch anwesend), der laut verschiedener Quellen aufgrund einschlägiger Vorstrafen seine Konzerte vorher der Polizei melden und Beamten auch Zutritt gewähren muss. Wollte die Polizei nicht überprüfen was dort vor sich geht? Eine Frage die sich stellt...

Wichtig war jedenfalls auch die Gegenkundgebung mit 150-200 Teilnehmern und einem kleinen Konzert von CIVIL COURAGE. Hut ab dafür! Vollkommen neben der Spur aber die Aussagen des CDU-Bürgermeisters Kurlemann gegenüber der MT. Zumindest kann ich Kurlemann-Aussagen wie "... mit ein bisschen weniger Rummel hätten wir das auch in den Griff bekommen." nicht in Einklang bringen mit Anwohner-Aussagen, dass sich Vertreter der rechten Szene an der Kneipe in Groß Berßen offensichtlich öfter treffen (vor ein paar Jahren hat dort ja auch offensichtlich schon mal ein Konzert stattgefunden). Stattdessen scheint Kurlemann eher die Gegendemonstranten suspekt zu finden. Traurig! Und irgendwie auch wieder der übliche Emsland-Klüngel: Da will man eher seine Ruhe, als dass man mal etwas unternimmt wenn etwas vor der eigenen Haustür gewaltig schief läuft. Und so würde ich es mal werten wenn u. a. rechtskräftig verurteilte Neonazis (Volksverhetzung, Bildung krimineller Vereinigungen, um nur mal ein paar zu nennen) im eigenen Dorf Veranstaltungen abhalten.

Mich würde ja mal interessieren wie Kurlemann das hätte "in den Griff bekommen" wollen. Der Verdacht liegt wieder nahe, dass das noch über Jahre mit stiller Duldung (So lange die sich benehmen is ja nich so schlimm...) so weitergegangen wäre. Aber lieber mal öfter gucken ob sich nicht doch ein Kommunist unter'm Bett versteckt, sich dann nachher aber wundern wenn es im eigenen Ort gewaltig nach Scheiße stinkt, weil einem Neonazis schon seit Jahren regelmäßig einen dicken Haufen braunen Dreck auf den Wohnzimmertisch setzen. Und man irgendwie vergessen hat, dagegen vorzugehen... Ich ziehe den Hut vor den Berßenern die gegen die Neonazis auf die Straße gegangen sind, aber man sollte sich mal überlegen ob man mit Herrn Kurlemann einen ausreichend verantwortungsvollen Ortsvorsteher hat, der wichtige Probleme überhaupt richtig durchschaut. Ansonsten läuft Berßen Gefahr hier in der Region bald als "Nazi-Hochburg" betrachtet zu werden...

Am späteren Donnerstagabend verschlug es mich dann übrigens noch in den Osnabrücker Bastard Club, wo CJ Ramone zusammen mit Jonny 2Bags und Dave Hidalgo Jr. (beide u. a. SOCIAL DISTORTION) noch ein zünftiges "Blitzkrieg Bop" gegen Nazis schmetterte, hehe...


Jetzt aber zum "Yellowstone Fest" am Samstag, wo Bands/Künstler aus drei Nationen (Deutschland, England, USA) zusammen antraten um gemeinsam einen feinen Abend zu verbringen. So soll es sein! Ich hatte ja oben schon erwähnt, dass Jogi und ich uns musikalisch eher selten einig sind, daher werde ich mich mit großartigen Wertungen zu den musikalischen Darbietungen mal dezent zurückhalten, hehe... Den Anfang machte Leif Marcussen (www.facebook.com/leifmarcussenslhk), alleine mit Gitarre und Stimme. Darauf folgten NORA YEUX (www.facebook.com/NORAYEUX) aus Essen, die in kompletter Bandbesetzung mächtig Alarm machten. Ohnehin scheint es in letzter Zeit so ein kleiner Trend zu werden den "emsländischen Halbkreis" dadurch aufzulösen, dass im Meppener "Jam" einfach der Sänger der Band und evtl. noch 1-2 Musikanten einfach vor der Bühne durch die Gegend rocken. Bei NORA YEUX zog entsprechend der Frontmann seine Kreise, gelegentlich assistiert von den herumhüpfenden Jungens an Gitarre und Bass. Zwar keine Musik die ich jetzt zwangsläufig zuhause auflegen würde, aber eine echt starke Liveband!


HAVARII hab ich danach kaum gesehen (sorry), weil ich oben im Backstage mit den Burschen von ИO///Sé (www.facebook.com/knowsayno) Konversation hielt. Unglaublich nette Typen, mit Jan von Yo Yo Records hatten die auch einen echt feinen Typen als Fahrer/Mercher dabei. Wir unterhielten uns so über dies und das, unter anderem über den Geheimtippstatus der Band (in meinem musikalischen Umfeld schlug die Band jedenfalls ein wie eine Bombe) und inwiefern der mit dem "leicht komplizierten" Bandnamen zusammenhängt, haha... Im Vorfeld hatte ich z. B. noch dringende Forderungen aus Osnabrück bekommen, dass ich 7inches für Leute einkaufen muss die nicht da sein konnten (die Szenehengste sind heiß auf deren Stoff, haha) und schlug entsprechend beim Merch zu. Nachher schenkte mir der Gitarrist sogar noch ein Tape, was die auf der Tour schon längst ausverkauft hatten. Coole Typen! Aber sagte ich bereits, oder?


Da tat's mir fast schon leid, dass die nicht bei mir pennen konnten wie ursprünglich vorgesehen. Na ja, das war mal wieder eine meiner üblichen vollgepackten Terminwochen, bei denen ich am Ende meistens nicht mehr weiß wo vorne und hinten ist. Das beste um davon abzuschalten ist dann halt eine geile Punkrockshow, wie ИO///Sé die dann auch boten. Wild, krachig, irgendwie aber immer noch hochmelodisch und auf ganz hohem Level irgendwo zwischen altem emotionalen (nicht Emo!) Kram wie den WIPERS, batschendem oldschool HC-Punk à la BLACK FLAG und sogar düsteren Garagepunk-Heroen wie den HEX DISPENSERS! Großartig, ich bin harter Fan. Auch wenn ИO///Sé musikalisch etwas anders gelagert waren als der Rest des Line-Ups hat das ganz gut funktioniert, glaube ich. Ein Abend mit vielen Bands/Künstlern braucht halt auch etwas Abwechslung, dementsprechend war alles super!


Dann war's so ca. 23 Uhr, wo die Konzerte ja normalerweise in Meppen beendet sein müssen. Da mit Andrew Cream und TIGERYOUTH aber zwei Solo-Akustikmusiker folgten, durfte etwas länger musiziert werden. Clever, oder?!? Andrew Cream (www.facebook.com/andrewcreammusic) dürfte dem/der ein oder anderen ja noch vom "Rock vor Gericht 2011" bekannt sein, wo er seinen ersten Auftritt außerhalb seiner Heimat England spielte. Und den fand ich damals sogar gut, obwohl ich sonst ja immer so meine Probleme mit diesem Solo-Singer/Songwriter-Kram hab (weswegen ich mich in diesem Artikel ja auch so dezent mit Wertungen zurückhalte, hehe). Beim Yellowstone-Fest unterstrich er das noch mal: Kleiner Mann, große Stimme, kraftvolles Spiel, nicht allzuviel aufgesetzte Theatralik, alles prima! Was für ein Glück, dass er sich vorher nicht den Hals gebrochen hatte, der kam mir nämlich auf der Herrentoilette mal im Tiefflug entgegen, weil er eine Stufe übersehen hatte und arg gestolpert war, haha...


Mit TIGERYOUTH (www.facebook.com/tigeryouth) folgte dann noch ein Solokünstler, der auch noch mal gut abgefeiert wurde. Auch da war ich aber wieder in diverse Konversationen vertieft, so dass ich nicht allzuviel vom Auftritt mitbekam.

Den Klops des Abends kann und möchte ich aber nicht verschweigen, den brachte nämlich ebenfalls TIGERYOUTH (also Tilman, der sein Solo-Akustikding TIGERYOUTH getauft hat). Dazu muss man sagen, dass sich TIGERYOUTH und auch Leif Marcussen beide (im Gegensatz z. B. zu Andrew Cream) vor die Bühne stellten und weder die Gitarre über die Anlage laufen ließen, noch über Mikrofon sangen. Okay, kann man machen. Dann dürfte aber natürlich klar sein, dass man da stimmlich ganz schön was bringen muss, selbst wenn man so einen kleinen Raum wie das "Jam" beschallen will. Und man sollte darauf vorbereitet sein, dass auch Leute im Raum sind und reden... Speziell zu späterer Stunde wenn manch einer schon ein paar Bierchen auf hat.

Nun ja, Leif Marcussen spielte als erstes, da ist der Meppener an sich ja eher noch unlocker, so dass zwischen den Songs nach 10 Sekunden Applaus immer dieses betretene Schweigen herrschte (Stecknadelfall und so), das mich dann doch immer ziemlich peinlich berührt. Ich hatte auch irgendwie das Gefühl, dass Leif Marcussen sich schon ein bisschen darüber lustig machte, kann mich aber auch täuschen... Bei TIGERYOUTH war's dann anders, der spielte als letztes und einige Leute waren da schon leicht angezwitschert und in Quassellaune. Vorher irritierten mich NORA YEUX schon mit einer Ansage, dass man doch bitte still sein sollte, wenn die Akustikkünstler spielen... Hä?!? Andrew Cream hatte da im Anschluss keine Probleme mit, der nutzte Mikrofon und ließ die Gitarre über die Anlage abnehmen. Bei TIGERYOUTH war es dann anders. Der stoppte irgendwann und forderte allen Ernstes die "Schnacker" auf den Raum zu verlassen!!! Und wurde dabei noch lautstark von Mitgliedern anderer Bands unterstützt!!! Und dann musste noch die Tür geschlossen werden, weil auf dem Flur ein paar Leute lautstark Kicker spielten und dabei lachten und sich recht lautstark unterhielten!!! Die Ironie an der ganzen Sache: Einer der Kickeranten war einer der anderen Solokünstler: Andrew Cream!!!

Also ehrlich: Ich dachte echt mir fehlen 99 Pfennig an 'ner Mark. Leute rausschicken weil die sich unterhalten?!? Die absolute Facepalm-Situation, peinlicher geht's kaum. Mittlerweile kann ich auch nur noch drüber lachen und den Kopf schütteln. Ums mal auf's Wesentliche runterzubrechen: Da stellt sich jemand in ein öffentliches Jugendzentrum, an einem öffentlich zugänglichen Abend, an dem Menschen Eintritt bezahlen. Dann nutzt er die technischen Möglichkeiten nicht, um ... wasweißich ... da irgendwie eine "intime" Lagerfeuerromantikatmosphäre heraufzubeschwören. Und dann unterhalten sich da Menschen und werden oberlehrerhaft rausgeschickt, weil das gerade alles nicht ganz so läuft wie der Künstler sich das ausgemalt hatte. Wohlgemerkt hat hier niemand offensiv die Show gestört! Wenn sich irgendwelche Ranzpunks an den Bühnenrand gesetzt und ihn mit leeren Bierdosen beworfen hätten, wär's ja noch ansatzweise nachvollziehbar gewesen...

Und das bei einem Konzert mit dem Untertitel "Ein Abend mit Freunden". Sorry, unter einem Abend mit Freunden verstehe ich einen Abend an dem man sicht trifft und gemeinsam lacht und miteinander redet. Und natürlich auch Musik hört sofern das im Rahmen eines Konzerts stattfindet. Allerdings ist es nur natürlich wenn unterschiedliche Anwesende unterschiedliche Aufmerksamkeitsspannen haben und vielleicht eine/n Band/Künstler interessanter finden als andere und sich in der anderen Zeit lieber unterhalten. Wo die das tun, liegt in deren Ermessen! Die haben Eintritt bezahlt und dürfen sich frei bewegen. Denen dann den Mund zu verbieten oder des Konzertraums zu verweisen ist der Gipfel an Arschigkeit! Und ja ja, war wahrscheinlich alles gar nicht so gemeint ... wichtig ist aber wie's ankommt und das war definitiv das Outing zum Unsympath des Monats!!! Gerade bei Leuten die einen Punk/HC/DIY-Background haben finde ich's doppelt peinlich! Niemand braucht so einen Regel-Scheiß wie aus der bekacktesten Schickimicki-Pseudokleinkünstler-Geisterbahn! Punkt!

So, wieder vier Absätze lang rumgemotzt ... aber das ist es was der Pöbel lesen will, oder?!? Haha! Das soll aber nicht davon ablenken, dass es ansonsten ein klasse Abend war und alle bestens zufrieden waren. Das letzte Mal (beim AFFENMESSERKAMPF-Konzert) echauffierte ich mich ja noch über das fehlende Publikum(sinteresse), das war diesmal aber akzeptabel. Wobei auch noch verbesserungswürdig, denn an dem Abend wurde ja echt was geboten. Sechs Liveacts, das ist ja nicht von Pappe... Parallele zum letzten Mal: Nach meinem Empfinden kamen einige Nasen ganz schön spät von irgendwelchen Vorglühveranstaltungen. Ich hoffe das wird nicht zum Trend, denn das Meppener Dilemma ist nun mal, dass Konzerte normalerweise um 23 Uhr durch sein müssen. Dass es beim Yellowstone-Fest etwas länger ging war ja nur eine Ausnahme...

Zuhause Vinylausbeute begutachten: Hits Hits Hits!!!
Im Kurzdurchlauf was sonst noch so los war: Ich konnte endlich die ALDO RAINE Platte käuflich erwerben, danke Kim! Selbstverständlich noch nicht gehört, aber sie sieht unglaublich gut aus, haha... Ich habe ein bisher geheimes Bandmitglied von BANANENPIMMEL enttarnt und die Hiobsbotschaft vernommen, dass die unserem Projekt MIKROPENIS mittlerweile um Lichtjahre voraus sind, was Songmaterial etc. angeht. Ich weiß auch nicht ... ich glaube MIKROPENIS muss sich auflösen und Legende werden, zumal mein "Bandkollege" auch derzeit lieber Kreuzfahrten im Ärmelkanal macht und Schettino-Shuffleboard spielt. So wird das nix... Zum Ende des Abends wurde ich irgendwie auch immer gereizter (sorry, falls ich jemandem angepampt hab), was zum einen an der MIKROPENIS-Krise gelegen haben mag, zum anderen aber auch an der Aussicht wegen Sonntagsterminen sehr früh aufstehen zu müssen (weshalb ИO///Sé ja auch nicht bei mir pennen konnten) und meinem im Missverhältnis dazu stehenden exorbitanten Bierkonsum. Jedenfalls stolperte ich nachher zur Hintertür raus in Richtung meines Autos (nein, ich bin nicht damit gefahren) und eröffnete meiner Liebsten aus freien Stücken, dass ich doch lieber nach Hause als zum Rockpalast wollte. Auch das kommt echt nur alle Jubeljahre vor und ist ebenfalls einen Eintrag in die Meppener Musikgeschichtsbücher wert! Ein BANANENPIMMEL-Mitglied versuchte mich noch zurückzuzerren, aber es ist ihm nicht gelungen ... gerade noch mal gutgegangen!

Ach ja, und nach der Show ist vor der Show, oder wie sagt man?!? Also ich mach am 08. November auch noch ein Konzert. Und hab mir extra Mühe mit dem Flyer gegeben. Und danach ist auch erstmal Schluss mit Konzerten von meiner Seite, denke ich. Also wer noch eine geile Show sehen will - you're welcome!

Freitag, 8. November 2013
  • RADIOACTIVITY (Texas - feat. MARKED MEN and BAD SPORTS members)
  • SUSPICIOUS BEASTS (Japan)
  • BRAIN LICKERS (Meppen)
Alle weiteren Infos bei Facebook: https://www.facebook.com/events/164116153780163/