Montag, 5. Mai 2014

Konzerte: CHRISTIAN STEIFFEN | 03.05.2014 | Gaststätte Bauschulte, Wietmarschen

Okay, der Bericht hier läuft zwar offiziell unter der Rubrik Konzerte, könnte aber genausogut unter "Unangekündigte Minus-Rockcity-Lokalitätsbesichtigungen im Emsland und Umgebung" firmieren. Diesmal ging es nach Wietmarschen, was ja schon knapp Grafschaft Bentheim ist - kein heiliges Land also! Ort des Geschehens war die "Gaststätte Bauschulte", oder kurz "Baus" (www.facebook.com/bauschulte), wie die Einheimischen das Etablissement nur nennen. Man ist ja maulfaul...

Da ich ja nicht unvorbereitet zu sowas hingehe, hatte ich mich natürlich vorher erkundigt was so geht in dem Laden. Und offensichtlich hängt da jedes Wochenende halb Wietmarschen ab! "Schöner als zu Haus ist nur bei BAUS!" [sic!], wie man in Wietmarschen so sagt... Unsereins fährt aber ja nicht grundlos irgendwohin, warum also nicht das Angenehme mit der Pflicht verbinden?!? Dementsprechend nahmen wir einen Auftritt des "Gott of Schlager", des "Bernsteinzimmers der guten Musik" als Anlass zur Anreise und Lokalitätsbesichtigung: Christian Steiffen (www.christiansteiffen.com) live on stage!!!

So sieht's aus bei Baus! Rustikal aber gemütlich. Wir hatten uns so circa unter der rechten Thekenlampe in Position gebracht. Das lief wie ein Länderspiel!

Da der Herr Steiffen schon im vergangenen Herbst einen furiosen Auftritt bei Baus hingelegt hatte (ich war damals leider durch Krankheit verhindert), waren die Eintrittskarten diesmal heiß begehrt und innerhalb von 1-2 Tagen ausverkauft. Glücklicherweise konnte ich vorher meinen Baus-Informanten drauf ansetzen, so dass wir drei Tickets zur Hand hatten um eine Mini-Taskforce zu bilden. Ein Mitfahrer fiel dann auch gleich dadurch aus dem Rahmen, dass er nachmittags beim letzten Heimspiel vom SVM schon gehörig dem Freibier zugesprochen hatte und dementsprechend von vornherein nicht mehr ganz taufrisch war...

Wir trafen recht zeitig zu 20 Uhr ein, um direkt die klassische Westernszene zu provozieren: Drei Leute betreten den Laden ... alle Anwesenden (extrem hohe Karohemddichte bei den Herren übrigens) drehen sich um und starren!!! Es fehlte nur noch, dass die Musik (Helene-Fischer-Hitmix von "DJ Caipi" und "DJ Flo") leiser gedreht wird und ein toter Busch durch den Raum weht, haha... Jedenfalls nutzten wir den Augenblick der Verblüffung und schnallten uns direkt an der Theke fest, wo kurzzeitig ein Platz unbeaufsichtigt war. Minus Rockcity - Wietmarschen 1:0!!!

Blieb also die Frage wie sich die Situation weiter entwickelt. Auf dem Land ist es ja oftmals so, dass sich spätestens nach dem zehnten Bier der ortsbekannte Dorfrüpel mit einem kloppen will, weil man unberechtigt in sein Revier eingedrungen ist und womöglich noch seine Rochen-Freundin scheel angesehen hat ("Hallo Fremder, ich bin Toby N. Tucker, oder kurz TNT!!!"). Aber nein, in Wietmarschen waren alle sehr freundlich. Die einzige passive Aggression die uns zuteil wurde, war, dass irgendjemand an der Theke mal pervers in unsere Richtung gefurzt hat! E-K-E-L-H-A-F-T!!! Ich bin mir nicht ganz sicher ob das wirklich uns galt, aber ganz ehrlich - wem auch immer das aus dem Arsch gekrochen ist, der sollte sich dringend untersuchen lassen! Das roch ganz klar nach Verwesung und innerer Fäulnis! Widerlich!!!

Heute steiffe Preise! Der Krombacher Dunkel Preis erwies sich leider als Schreibfehler. Der fatale Eintrag ist aber natürlich - wie konnte es anders sein - das letzte Getränk auf der Liste!!!

Eine der ersten Fragen der sehr kompetenten Thekenfrauen war dann auch gleich: "Ihr kommt nicht von hier, oder?" Woraufhin eben die Fronten abgeklärt wurden und wir fortan prompte Bedienung erfuhren! Das lob ich mir! Wir hatten auch gerade mal zwei Bier auf, als der schon erwähnte SVM-Freibier-Mitfahrer den Eintrag "Lütje Minze" auf der Karte entdeckte und - von der Fackel des Wahnsinns umleuchtet - gleich bestellen musste! "Lütje Minze" setze ich in Minus-Rockcity-Quartalsalkoholikerkreisen mal als bekannt voraus. Es wird vom Fürsten der Finsternis persönlich destilliert und viele Abende die schlimm endeten, fingen mit "Lütje Minze" an!!! Die Brisanz des Getränks wird vielleicht noch dadurch unterstrichen, dass uns hier der zweite Einheimische freundlich ansprach und nahelegte doch vorsichtig mit dem Getränk zu sein! Aber es war zu spät... Ich rechnete eigentlich damit, das wir das Zeug in Pinneken serviert bekommen, aber nein - bei Baus gibt's das in kleinen Fläschchen und eiskalt!!! Also: Das Elend eben runtergestürzt und gedacht "Nu is auch gut!" Und zack - standen zwei neue Fläschchen auf der Theke! Spende vom Wirt, Bausbernd sümmes! Ich bin mir bis jetzt noch nicht sicher ob ich das nett finden soll, oder ob er vielleicht doch die linke Hand des Teufels ist...

Der Lütje Minze verfehlte seine Wirkung jedenfalls nicht, ich fühlte mich direkt extrem angeschickert. Da Christian Steiffen aber noch auf sich warten ließ, mussten wir uns die Zeit noch irgendwie vertreiben. Der Glücksspielautomat war dankenswerterweise besetzt, sonst hätten wir sicherlich noch Haus und Hof verspielt - also blieben als Beschäftigungsoptionen nur weitere soziale Feldforschungen und Trinken. Was die Feldforschung betrifft, kann ich sagen, dass da bei Baus eindeutig ein Springfield/Shelbyville Effekt feststellbar war. Also die gleichen Archetypen/Charaktere die auch in Meppen rumlaufen, waren auch hier anzutreffen. Teilweise sogar Doppelgänger! Wir waren mittlerweile auch nicht mehr die einzigen Auswärtigen, aber irgendwie fielen wir am meisten auf, keine Ahnung warum, haha... Was das Trinken betrifft: Spätestens als der SVM-Freibier-Mitfahrer plötzlich unbedingt Havana-Club/Cola bestellen musste, befanden wir uns in der absoluten Todesspirale! Da mittlerweile ausreichend Schnaps im Spiel, die Einheimischen aber überaus freundlich und umgänglich waren, fingen wir auch irgendwie noch an uns ständig gegenseitig anzupöbeln ... alles sehr anstrengend, haha...

Zum Glück kam ab 22 Uhr noch ein bisschen Liebe ins Spiel, denn dann betrat Christian Steiffen - in Begleitung des Original Haseland Orchesters - endlich die Bühne!



Der Auftritt von Christian Steiffen war natürlich auserlesen gut! Nicht dass ich jemals ein schlechtes Konzert von dem Mann gesehen hätte, aber hier war halt fanatisches Publikum (der Auftritt im Herbst hatte wohl mächtig Eindruck hinterlassen) auf engstem Raum zusammengepfercht. Ekstase und Klaustrophobie gingen quasi Hand in Hand, der Wahnsinn nahm seinen Lauf! Direkt im ersten Song wurden die ersten Mädels angeflirtet, unter anderem ein Grüppchen Damen die permanent falsch sangen. Wurde aber mal gleich als Chor ins Lied eingebungen, zack, fertig ist die Laube! Und bei "Champagner und Kaviar" wollte eine Dorfschönheit vor mir anstatt "Schokolade und Sekt" nur "BIER"! Hach, in Wietmarschen ist die Welt noch in Ordnung...

In dem Stil gab's dann einen circa einstündigen höchst unterhaltsamen Ritt durch das Programm des Meisters. Dem auftretenden Künstler verschlug es auch noch fast die Sprache (kommt bei ihm nicht oft vor), als die ganze Kneipe noch die Wietmarscher Nationalhymne anstimmte. Hörte sich relativ beeindruckend an, aber Teglingen hat z. B. die gleiche Hymne, nur mit geänderten Ortsnamen, hehe... In der ersten Reihe hatte ich mittlerweile auch eine Putzfrau von der Arbeit erspäht - Abteilung kuriose Begegnungen in befremdlichen Situationen. Ich glaube ich wurde nachher noch ihrem Mann vorgestellt, auweia... Der Wietmarscher Bürgermeister (keine Ahnung ob er's war, sah aber sehr kompetent aus) linste auch noch durch die Eingangstür und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, bevor mit Polonaise und einer leicht anrüchigen Steiffen-Version von "Leise rieselt der Schnee" (kann man ja mal bringen, so Anfang Mai) dann ein fulminantes Konzert sein Ende nahm! Wunderbar!

Letztes Gedeck bei Baus... War klar, dass so alles in die Hose geht... ^^
Anschließend gab's noch 'n bisschen Smalltalk mit dem Meister höchstselbst. Man kennt sich ja mittlerweile, so circa jedes halbe Jahr seh zumindest ich den live... Ein Autogramm für meine Mama hab ich noch mitgenommen, Merchandise wurde links liegen gelassen (freche Preise), stattdessen wurden wieder wahnwitzige Getränkebestellungen aufgegeben. Und irgendwann ging's dann wieder in Richtung Heimat. Und da verlässt mich die Erinnerung dann auch irgendwie. Ich vermute mal, dass wir irgendwann gegen 1 Uhr im Rockpalast angekommen sein müssen. Mir ist allerdings vollkommen unverständlich wieso wir dann erst gegen 5 Uhr zuhause in der Poofe sein konnten... Beängstigend! Was ist in der Zwischenzeit geschehen? Ich befand mich offensichtlich an der Palasttheke plötzlich in Hartsprit-Runden in die ich gar nicht rein wollte, die Pöbel-Tension war auch noch sehr hoch und artete fast in Kloppereien untereinander aus und an den Rest erinnere ich mich nicht mehr. Ganz schlimm!

Fazit: Für Baus vergebe ich mal 'n Daumen nach oben, da war's sehr nett! Für Christian Steiffen ebenfalls, da hatte ich aber auch nix anderes erwartet. Der Rest ... tja, Mantel des Schweigens, haha... Hier geht der Wahnsinn weiter:
  • 09.05.14: Red City Radio, Perdition, Alitave - JuZ "Jam"
  • 10.05.14: Punkfest #3 (u. a. Sonic Avenues, Needles//Pins etc.) - Bastard Club, Osnabrück
  • 17.05.14: "Natürlich Laut" Bandfestival - JuZ "Jam"
  • 14.06.14: The Lion & The Wolf, Katie Malco + Support - JuZ "Jam"
  • 28.06.14: Rocknacht Apeldorn (u. a. Eisenkarl, Against Randy etc.) - Jugendheim Apeldorn
  • 04.07.14: Captain Planet, Matula, Käfer K - JuZ "Jam"
  • 25.07.14: Rock unter Linden - Schülerwiese
  • 26.07.14: Redefluss - Poetryslam am Wasser - Püntker's Patt/Meppen
  • 05./06.09.14: "Kleinstadtfest"-Festival im Rahmen des Stadtfestes